Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung
Gegenüber dem Junihöchststand im Jahr 2006 hat sich die Zahl der Arbeitslosen bis Juni 2019 mehr als halbiert auf 212.899, so dass auch die Arbeitslosenquote wie in Deutschland insgesamt mit 4,9% einen historischen Tiefststand markierte. Selbst in den Jahren 2015 und 2016, in denen das Land viele zugewanderte Geflüchtete aufgenommen hat, sind die Quoten gesunken. Dieser Trend dauerte wie auch bundesweit bis zum Corona-Jahr 2020 weiter an, im Juni 2020 lag die Quote jedoch mit 6,0% über dem Vorjahresmonat und konnte besonders durch den Einsatz des Kurzarbeitergeldes auf diesem relativ niedrigen Niveau gehalten werden.
Das Bild trübt sich etwas ein, wenn auch die so genannten Unterbeschäftigten miteinbezogen werden. Dabei handelt es sich um die der BA gemeldeten Arbeitssuchenden, die sich in Beschäftigungs- oder Weiterbildungsmaßnahmen befinden und solche, die länger erkrankt waren sowie schwer vermittelbare Personen im Alter ab 58 Jahren. Mit diesen Arbeitssuchenden zusammen ergab sich für Niedersachsen im Dezember 2019 eine sogenannte Unterbeschäftigungsquote von 6,8%.
Mit Blick auf die Altersgruppen zeigte sich für Juni 2019, dass nicht nur die Jugendarbeitslosigkeit (4,4%) unterdurchschnittlich ausfiel, sondern anders als noch im Vorjahresmonat, die Arbeitslosigkeit unter den Älteren ab 55 Jahren fast genau im Durchschnitt lag (5,0%). Ihre Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich demnach überdurchschnittlich verbessert. Allerdings war jede beziehungsweise jeder fünfte Arbeitslose 55 Jahre und älter, und die Zahl der Unterbeschäftigten unter ihnen dürfte nicht zuletzt qua Definition als so genannte schwer vermittelbare Personen überdurchschnittlich hoch ausfallen. Auch die Situation von Ausländerinnen und Ausländern hat sich leicht verbessert, ihre Quote (14,7%) lag
allerdings weiterhin um ein Vielfaches über der Quote der Deutschen (4,0%). Der Abstand der Werte verringerte sich jedoch, da die Quote bei den Ausländerinnen und Ausländern im Vorjahresvergleich stärker zurückging (-0,9 Prozentpunkte).
Verfestigt hat sich die Arbeitslosigkeit bei mehr als einem Drittel aller Arbeitslosen, sie waren also schon länger als ein Jahr arbeitslos gemeldet. Ihre Zahl ging zwar innerhalb eines Jahres bis Juni 2019 um rund ein Zehntel zurück, sie machten aber noch mehr als ein Drittel an allen Arbeitslosen aus. Differenzierter gesehen, zeigt sich zudem, dass etwa jeder beziehungsweise jede fünfte Arbeitslose sogar mindestens fünf Jahre arbeitslos gemeldet war, was eine (Re-)Integration in den Arbeitsmarkt kaum aussichtsreich macht.
Bei der Betrachtung der Arbeitslosenzahlen im Sinne der BA ist zu beachten, dass sich unter den Arbeitslosen auch Erwerbstätige befinden. Der Umfang der Beschäftigung fällt jedoch unter die definitorische Grenze von mindestens 15 Wochenstunden. Für internationale Vergleiche eignet sich jedoch das Labour-Force-Konzept der International Labour Organization (ILO), welches die "ökonomisch aktive Bevölkerung" darstellt. Es teilt die Erwerbsbevölkerung in Erwerbstätige (mindestens eine Stunde bezahlte Arbeit pro Woche) oder Erwerbslose sowie in "Nichterwerbspersonen", die
entweder ungewollt oder gewollt weder erwerbstätig noch erwerbslos sind, ein. Erwerbslose sind dagegen nicht erwerbstätig, haben aber in den letzten vier Wochen im Berichtszeitraum aktiv nach einer Tätigkeit gesucht. In Niedersachsen lag die Erwerbslosenquote 2019 bei 3,2%. Dabei lebten jedoch 7,5% der Frauen und Männer im Alter zwischen 18 bis unter 60 Jahren in Haushalten, in denen niemand erwerbstätig war. Bei den Minderjährigen war es mit 9,3% etwa jede beziehungsweise jeder Elfte (Angaben jeweils ohne Haushalte mit ausschließlich Auszubildenden unter 25 Jahren).
Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, HSBN 2021