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Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
Familie in Niedersachsen Statistische Ämter des Bundes und der Länder

Zivilgesellschaft und bürgerschaftliches Engagement

Das Handeln und das Engagement zivilgesellschaftlicher Akteurinnen und Akteure sind unverzichtbar für das Gemeinwesen und die Bewältigung der vor ihm liegenden Aufgaben. Besonders wichtig ist dies vor allem in den Bereichen, aus denen sich der Staat zurückzieht beziehungsweise auch auf kommunaler Ebene nicht genügend finanzielle Mittel bereitstehen. Dies ist durchaus auch kritisch zu sehen, da ehrenamtliches Engagement nicht geleistet wird, um dem Staat Geld zu sparen.

Ohne zivilgesellschaftliche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer wäre es zum Beispiel unmöglich gewesen, den großen Zustrom von Schutzsuchenden in den Jahren 2015 und 2016 zu bewältigen oder auch seit dem Beginn des Invasionskrieges Russlands in der Ukraine 2022 den vielen Geflüchteten aus der Ukraine schnellstmögliche Hilfe zukommen zu lassen. Ebenso zeigte sich bei der Flutkatastrophe im Ahrtal eine große Bereitschaft von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Zivilgesellschaftliches Engagement, insbesondere dauerhaftes, zum Beispiel in Form ehrenamtlicher Arbeit, geht zwar von nicht-staatlichen Akteurinnen und Akteuren aus, benötigt und findet aber staatliche Unterstützung, zum Beispiel durch die Ehrenamtskarte und Förderprogramme.

Freiwilliges Engagement wird als Gewinn für beide Seiten empfunden: Die Akteurinnen und Akteure übernehmen
wichtige Aufgaben in den Bereichen Soziales, Sport, Kultur, Sicherheit, Gesundheit und nicht zuletzt als politische Vertreterinnen und Vertreter und stärken dadurch die Solidarität und Integrität der Gesellschaft. Sie selbst können, neben der Freude an der Hilfe und Unterstützung anderer, ihre kommunikativen und sozialen Fähigkeiten einsetzen und fördern.

"Das Land unterstützt bürgerschaftliches Engagement mit verschiedenen Projekten: u.a. mit einem landesweiten Internetportal, mit Fortbildungsangeboten, mit einem Versicherungsschutz für Aktive und mit gesellschaftlicher Anerkennung." (www.ms.niedersachsen.de) Der im März 2022 veröffentlichte Abschlussbericht der vom niedersächsischen Landtag im Juni 2020 eingesetzten Enquetekommission "Rahmenbedingungen für das ehrenamtliche Engagement verbessern" gibt eine Bestandsaufnahme des ehrenamtlichen Engagements in Niedersachsen wieder und zeigt Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen auf. (Siehe Niedersächsischer Landtag. Drucksache 1810100. Bericht der Enquetekommission "Rahmenbedingungen für das ehrenamtliche
Engagement verbessern")

Nach Angaben des Deutschen Freiwilligensurveys engagierten sich in Niedersachsen 2019 insgesamt 2,7 Mio. Bürgerinnen und Bürger im Alter von 14 Jahren und mehr freiwillig. Das entsprach einer Engagementquote von 39,4% (Bundesdurchschnitt: 39,7%). (vgl. Holtmann, Everhard/Jaeck, Tobias/Wohlleben, Odette: Länderbericht zum Deutschen Freiwilligen Survey 2019 (Zentrum für Sozialforschung Halle e.V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg), S. 38.) Dabei ist eine besondere Erkenntnis, die auch aus früheren Befragungen hervorgeht, dass sich Personen mit einem mittleren oder hohen bedarfsgewichteten Haushaltseinkommen deutlich öfter freiwillig engagieren als Personen mit einem niedrigen Haushaltseinkommen. Es zeigt sich "[…] weiterhin, dass der Anteil von Engagierten
besonders hoch ist bei Personen, die einer Erwerbstätigkeit in Teilzeit beziehungsweise mit geringfügigem
Stundenumfang nachgehen." (Simonson Julia/Kelle, Nadiya/Kausmann, Corinna/Tesch-Römer, Clemens (Hrsg.) (Deutsches Zentrum für Altersfragen): Freiwilliges Engagement in Deutschland. Der Deutsche Freiwilligensurvey 2019, S. 62.) Dies ist letztlich auf ein entsprechendes "Zeitbudget" zurückzuführen.

Eine amtliche Erhebung über das gesamte Ausmaß des bürgerschaftlichen Engagements und freiwillig engagierter Menschen gibt es nicht. Blicke in einzelne Statistiken können hier jedoch insbesondere im Zeitverlauf Eindrücke vermitteln, wie sich das Engagement beispielsweise in Sport oder in der Politik entwickelt.

Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, HSBN 2022