Lebensformen: Haushalte und Familien
Die Zahlen aus den Bevölkerungsstatistiken zeigen zunächst etwas abstrakt, was es heißt, wenn vom demografischen Wandel die Rede ist. Um zu beantworten, was dies für das Zusammenleben der Menschen bedeutet, ist ein Blick auf die Haushaltsstrukturen und Lebensformen nötig. Dabei ist die Bevölkerungsentwicklung wiederum auch Ausdruck eines sich wandelnden Zusammenlebens und der gesellschaftlichen Entwicklung. Diese ist geprägt von einer gestiegenen Pluralisierung der Lebensformen und einer Individualisierung der Lebensführung.
Es spielt weniger als früher für Paare mit und ohne Kinder(n) eine Rolle verheiratet zu sein, um zusammenzuleben. Die Zahl der Ehepaare geht zurück und die der Lebensgemeinschaften nimmt zu. Etwa jede fünfte Familie war 2023 eine Alleinerziehendenfamilie, und in mehr als jeder dritten Familie hat mindestens ein Familienmitglied eine Zuwanderungsgeschichte – mit steigender Tendenz. Auch Patchworkfamilien in unterschiedlichster Konstellation haben zugenommen, und 2022 wurden in Niedersachsen rund 960 gleichgeschlechtliche Ehen geschlossen.
Dabei lebten 2023 in Niedersachsen etwas weniger als die Hälfte der Menschen in 1,1 Millionen Familienhaushalten mit Kindern jeden Alters. Den anderen Teil machten 1,2 Millionen Paargemeinschaften ohne Kinder und 1,8 Millionen Alleinstehende aus. Daraus ergab sich eine Haushaltsstruktur, bei der die Einpersonenhaushalte mit 40,6 % den größten Anteil ausmachten, gefolgt von den Zweipersonenhaushalten mit rund einem Drittel (34,5%) und Dreipersonenhaus-halten mit 12,1%. Vierpersonenhaushalte stellten 9,5% und Haushalte mit fünf und mehr Mitgliedern 4,2%. An dieser Aufteilung hat sich in den vergangenen zehn Jahren kaum etwas geändert.
Bei den Familienformen gab es im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls kaum Veränderungen. Allerdings stieg die Zahl der Alleinerziehenden das zweite Jahr in Folge relativ deutlich auf nun 279.000 Alleinerziehende, darunter 160.000 mit Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Zurückzuführen ist dieser hohe Anstieg insbesondere auf die vielen geflüchteten Mütter mit ihren Kindern aus der Ukraine. So lebten insgesamt 17,3% aller minderjährigen Kinder bei einem alleinerziehenden Elternteil.
Alleinerziehende sind vergleichsweise oft auf Arbeitslosengeld oder Bürgergeld angewiesen. In Niedersachsen traf Letzteres im Juni 2023 auf mehr als jede Dritte beziehungsweise jeden Dritten unter den Alleinerziehenden mit minderjährigen Kindern und Jugendlichen zu. Die Zahl stieg gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,9%.
Überdurchschnittlich oft von Armut gefährdet sind auch alleinlebende Personen, schon weil hier nur ein Einkommen zur Verfügung steht im Gegensatz zu den meisten Paarhaushalten. Das betrifft überdurchschnittlich oft ältere Menschen ab 65 Jahren.
Zu den Familien gehören in den folgenden Betrachtungen Ehepaare, Lebensgemeinschaften und Alleinerziehende mit minderjährigen und erwachsenen, ledigen Kindern. Nicht zu den Familien in diesem Sinne gehören Eltern, deren Kinder den elterlichen Haushalt bereits verlassen haben.
Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, HSBN 2024