Bildung und Qualifikation
Eine gute Bildung und eine gute berufliche Qualifikation sind zwar keine Garantie zur Armutsvermeidung, ohne sie ist es jedoch umso schwerer soziale Problemlagen vermeiden zu können. Besonders armutsgefährdet sind häufig niedrig qualifizierte Menschen, die aufgrund fehlender Qualifikation gar keinen Job finden, als auch Erwerbstätige, die geringqualifizierten Jobs nachgehen, welche vielfach schlecht bezahlt werden. Bildung ist über Armutsvermeidung hinaus maßgeblich für die gesellschaftliche Teilhabe und individuelle Lebenschancen. Bildung ist jedoch vielfach ungleich verteilt und in Deutschland auch weiterhin abhängig vom Bildungsstand der eigenen Eltern, von der Herkunft und mitunter vom Geschlecht. Vor diesem Hintergrund wird im folgenden Kapitel neben der schulischen Bildung und der beruflichen Qualifikation auch die frühkindliche Bildung und Betreuung in den Blick genommen. Letzteres stellt zudem einen wichtigen Baustein bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf dar. (Siehe u.a. Bundeszentrale für politische Bildung (mit Daten aus der amtlichen Statistik): Soziale Situation in Deutschland. Schüler nach Schulabschluss der Eltern (https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/183038/schueler-nach-schulabschluss-der-eltern/)
Mit dem Ausbau der Kindertagesbetreuung und auch dem seit 2013 bestehenden Rechtsanspruch auf Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen und in der Kindertagespflege für Ein- und Zweijährige, ist die Zahl der dort betreuten Kinder in den letzten Jahren stetig gewachsen. Im Laufe des ersten Jahres der Corona-Pandemie verringerte sich allerdings die Zahl (Stichtag 1.3.2021) der betreuten Kinder unter drei Jahren im Vergleich zum Vorjahr. Ein Jahr später, zum Stichtag 1.3.2022, wurden in Niedersachsen jedoch mit 77.199 unter Dreijährigen so viele Kinder betreut wie nie zuvor. Erstmals wurden damit etwas mehr als ein Drittel (33,8%) aller Kinder in dieser Altersgruppe betreut, unter den westdeutschen Ländern war dies der dritthöchste Wert. Bei der Ganztagsbetreuungsquote der unter Dreijährigen lag die Quote mit 14,1% im Vergleich aller Bundesländer dagegen weiterhin an drittletzter Stelle. Einen deutlichen Unterschied in der Betreuung gab es weiterhin zwischen Kindern mit und ohne Zuwanderungsgeschichte. Dabei sind nach einer deutschlandweiten Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung für Kinder aus Familien, in denen zu Hause hauptsächlich kein Deutsch gesprochen wird oder die als armutsgefährdet oder "bildungsfern" gelten, die Chancen Kindertagesbetreuung wahrnehmen zu können, geringer als in anderen Familien. (Vgl. Schmitz, Sophia/Spiess, C. Katharina/Huebener, Mathias: Weiterhin Ungleichheiten bei der Kita-Nutzung, in: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, Bevölkerungsforschung aktuell, 2, 2003, S. 3-8 (https://www.bib.bund.de/DE/Aktuelles/2023/2023-03-10-Bev-Aktuell-Weiterhin-Ungleichheiten-bei-der-Kita-Nutzung.html, abgerufen am 10.03.2023)).
Ohne zumindest den Hauptschulabschluss erreicht zu haben, verließen 2021 mit 4.590 Abgängerinnen und Abgängern die allgemein bildenden Schulen etwa gleich viele wie im Vorjahr. Schon 2020 verringerte sich die Zahl im Vergleich zu 2019 um 15,0%. Dieser Rückgang konnte mitunter vor dem Hintergrund flexibilisierter Versetzungsregelungen im Zuge der Corona-Pandemie verstanden werden. Genaue Daten hierüber liegen jedoch nicht vor. Von 2020 zu 2021 blieb die Zahl dagegen fast unverändert. Gemessen an der gleichaltrigen Bevölkerung zeigt sich indes, dass der Anteil der Abgängerinnen und Abgänger ohne Hauptschulabschluss in Niedersachsen seit 2011 mit kleinen Ausreißern um einen Wert von 6% stagnierte, was in etwa der bundesweiten Entwicklung entsprach.
Der Anteil der Absolventinnen und Absolventen, der das Schulsystem mit der allgemeinen oder fachgebundenen Hochschulreife verlassen hat, lag 2021 nach Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren mit 36,8% dagegen knapp drei Prozentpunkte unter dem Bundesdurchschnitt. Die Quote verringerte sich leicht um 0,4 Prozentpunkte im Vergleich zu 2019.
Keinen beruflichen Abschluss und maximal einen Realschulabschluss hatten 2022 in Niedersachsen 81.000 Erwachsene bis unter 25 Jahre, die sich nicht in schulischer oder beruflicher Ausbildung befanden. Die Quote dieser sogenannten frühen Schulabgängerinnen und -abgänger an der gleichaltrigen Bevölkerung betrug 13,0%.
Weitere Bildungsindikatoren betreffen im Folgenden unter anderem die Quoten der Studienanfängerinnen und -anfänger sowie Abschlussprüfungen an den Hochschulen und zu Ausbildungsverträgen und deren vorzeitiger Lösung. Darüber hinaus werden Daten zum Bildungsstand der Bevölkerung und unter den Erwerbstätigen dargestellt.
Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, HSBN 2023