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Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
Familie in Niedersachsen Statistische Ämter des Bundes und der Länder

Wohnungslosigkeit

In Niedersachsen gab es zum Stichtag 30.01.2023 nach der Statistik für wohnungslose Personen 27.995 von den Kommunen oder freien Trägern (übergangsweise) untergebrachte wohnungslose Personen (Deutschland: 372.060), wovon 48,3% männlich und 43,4% weiblich waren (Geschlecht unbekannt: 8,4%). Frauen in Frauenhäusern werden nicht erfasst, gelten nach ETHOS-Light-Typologie der EU aber als untergebrachte Wohnungslose.

Mit einem Anteil von 84,9% besaß die überwiegende Mehrheit eine ausländische Staatsangehörigkeit. Zu erklären ist dies damit, dass anerkannte Geflüchtete, die vorübergehend zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit (zum Beispiel aufgrund fehlenden Wohnraums) weiterhin in einer Aufnahmeeinrichtung oder einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht werden, auch in der Statistik Berücksichtigung finden. 2022 waren insbesondere ukrainische Staatsangehörige (13.100 Personen) davon betroffen.

Das Durchschnittsalter der untergebrachten Wohnungslosen lag mit 30,7 Jahren deutlich unter dem der Gesamtbevölkerung, und 30,1% aller Betroffenen waren Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren (Anteil an Gesamtbevölkerung 31.12.2022: 17,1%). Während unter den Deutschen der Anteil der Minderjährigen nur 7,9% betrug, lag er unter den Nichtdeutschen bei rund einem Drittel (34,1%). Zu begründen ist dieser Unterschied vor allem damit, dass Geflüchtete oft als Familie nach Deutschland kommen und als solche untergebracht werden. "Bei Deutschen ist […] häufig gerade das Auseinanderfallen der Familienkonstellation der Grund dafür, dass eine Unterbringung wegen Wohnungslosigkeit erfolgt." (Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2022): Ausmaß und Struktur von Wohnungslosigkeit: Der Wohnungslosenbericht 2022 des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, S. 40/41(PDF).) Im Durchschnitt waren die Betroffenen zum Stichtag schon seit rund zwei Jahren (102 Wochen) untergebracht.

Obdachlose, die ohne jede Unterkunft sind, also "auf der Straße leben" oder Menschen in verdeckter Wohnungslosigkeit, die zum Beispiel bei Bekannten oder Angehörigen unterkommen, werden von der Statistik untergebrachter wohnungsloser Personen nicht erfasst. Nach einer im Februar 2022 erstmals dazu durchgeführten Erhebung lebten jedoch in Deutschland rund 86.700 wohnungslose Menschen, 37.400 ohne Unterkunft und 49.300 verdeckt wohnungslos. Hinzu kommen 6.600 Kinder und Jugendliche, von denen etwa 1.100 mit ihren Eltern(-teilen) auf der Straße leben. Auf Länderebene liegen keine Daten vor. Die Struktur der Betroffenen wird sich in Niedersachsen dabei wohl nicht wesentlich vom Bundesdurchschnitt unterscheiden. Knapp vier Fünftel (79%) der Obdachlosen waren männlich, etwa ein Fünftel (19%) weiblich und ca. 1% divers. Unter den verdeckt Wohnungslosen lag der Frauenanteil bei 40%, also fast doppelt so hoch wie unter den Obdachlosen. "Wohnungslose Männer und Frauen tragen unterschiedliche Risiken, so dass Frauen sich möglicherweise intensiver um einen Schlafplatz bei Bekannten oder Verwandten bemühen, dafür eher Abhängigkeiten oder Konflikte akzeptieren, um ggf. dort auch länger geduldet zu werden." (Ebd. S. 25/26 (PDF))

Menschen, die von Wohnungslosigkeit betroffen oder bedroht sind, können sich Hilfe bei der niedersächsischen Wohnungslosenhilfe holen: In deren 37 Tagesaufenthalten belief sich die Zahl der Besuchenden 2022 auf 17.218 und war damit um 3,5% höher als im Vorjahr. Das waren jedoch noch 1.270 weniger als 2019 vor der Corona-Pandemie. Ein Grund für den Rückgang wird von Mitarbeitenden der Beratungsstellen vor Ort auch darin gesehen, dass ein Teil dieser Menschen sich "[…] längerfristig von dem System oder vielmehr der Einrichtungen mit vielen Menschen absondern", wie es die Zentrale Beratungsstelle Niedersachsen (ZBS) in ihrem Statistikbericht 2023 festhält. Die ZBS erfüllt im Auftrag des Niedersächsischen Sozialministeriums die Aufgaben der Sozialplanung, Fachberatung und Koordination der Hilfen für Menschen in Wohnungsnot. (ZBS: Statistikbericht 2023, Osnabrück, Dezember 2023, S. 10 und 11)

Definition des Indikators: Der Indikator gibt Auskunft über die Anzahl untergebrachter wohnungsloser Personen, die strukturelle Zusammensetzung sowie über die Zahl der Besucherinnen und Besucher in den Tagesaufenthalten der Wohnungslosenhilfe.

Methodische Hinweise: Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe bieten Hilfen gemäß §§ 67 ff SGB XII an. Diese sind Tagesaufenthalte, ambulante Hilfen mit Basisangebot und Einzelfallhilfe, stationäre Hilfen und ambulante nachgehende Hilfen. Tagesaufenthalte und Basisangebot sind sogenannte "niedrigschwellige“ Hilfen". (Datenquelle: Statistik der ZBS Niedersachsen).

Weiterführende Informationen:www.destatis.de > Themen > Gesellschaft und Umwelt > Soziales > Wohnungslosigkeit

Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, HSBN 2024