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Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
Familie in Niedersachsen Statistische Ämter des Bundes und der Länder

Lebensformen: Haushalte und Familien

Die Zahlen aus den Bevölkerungsstatistiken zeigen zunächst etwas abstrakt, was es heißt, wenn vom demografischen Wandel die Rede ist. Um zu beantworten, was dies für das Zusammenleben der Menschen bedeutet, ist ein Blick auf die Haushaltsstrukturen und Lebensformen nötig. Dabei ist die Bevölkerungsentwicklung wiederum auch Ausdruck eines sich wandelnden Zusammenlebens und der gesellschaftlichen Entwicklung. Diese ist geprägt von einer gestiegenen Pluralisierung der Lebensform und Individualisierung der Lebensführung.

Es spielt weniger als früher für Paare mit und ohne Kinder eine Rolle verheiratet zu sein um zusammenzuleben. Die Zahl der Ehepaare geht zurück und die der Lebensgemeinschaften nimmt zu. Etwa jede sechste Familie ist eine Alleinerziehendenfamilie, und in mehr als jeder dritten Familie hat mindestens ein Familienmitglied eine Zuwanderungsgeschichte – mit steigender Tendenz. Auch Patchworkfamilien in unterschiedlichster Konstellation haben zugenommen, und 2021 wurden in Niedersachsen mehr als 800 gleichgeschlechtliche Ehen geschlossen.
 
Dabei lebten 2022 in Niedersachsen etwas weniger als die Hälfte der Menschen in 1,1 Millionen Familienhaushalten mit Kindern jeden Alters. Den anderen Teil machten 1,2 Millionen Paargemeinschaften ohne Kinder und 1,7 Millionen Alleinstehende aus. Daraus ergab sich eine Haushaltsstruktur, bei der die Einpersonenhaushalte mit 40,1% den größten Anteil ausmachten, gefolgt von den Zweipersonenhaushalten mit über einem Drittel (34,4%) und Dreipersonenhaushalten mit 11,9%. Vierpersonenhaushalte stellten 9,4% und Haushalte mit fünf und mehr Mitgliedern 4,2%. An dieser Aufteilung hat sich in den vergangenen zehn Jahren kaum etwas geändert.

Aus Sicht der 1,4 Millionen Kinder unter 18 Jahren lebten rund drei Viertel in Familien mit verheirateten Elternpaaren. Von etwas weniger als jedem zehnten Kind lebten die Eltern 2022 in einer Lebensgemeinschaft zusammen, und etwa jedes siebte Kind lebte bei einem alleinerziehenden Elternteil. Von rund 7.000 Kindern waren die verheirateten oder in einer Lebensgemeinschaft zusammenlebenden Elternpaare gleichgeschlechtlich, sie lebten also in so genannten Regenbogenfamilien. (Dabei ist diese Zahl aufgrund der Stichprobengröße statistisch relativ unsicher.)

Unter den Familienformen haben es Alleinerziehende in der Regel schwerer als Paarfamilien, den Alltag zu organisieren und Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. So sind sie auch vergleichsweise oft auf Arbeitslosengeld I oder Leistungen nach dem SGB II angewiesen. In Niedersachsen traf Letzteres im Juni 2022 auf mehr als jede Dritte beziehungsweise jeden Dritten unter den Alleinerziehenden zu. Die Zahl stieg gegenüber dem Vorjahresmonat entgegen dem bis dahin beobachteten Verlauf um 11,3% als Folge der vielen geflüchteten Familien(teile) aus der Ukraine.

Überdurchschnittlich oft von Armut gefährdet sind auch alleinlebende Personen, schon weil hier nur ein Einkommen zur Verfügung steht im Gegensatz zu den meisten Paarhaushalten. Dabei leben neben Menschen in der Ausbildungs- und vor der Familiengründungsphase vor allem ältere Menschen im Rentenalter in Einpersonenhaushalten. Das betrifft insbesondere Frauen. Von den 561.000 Einpersonenhaushalte 65plus waren 71,2% weiblich.

Zu den Familien gehören in den folgenden Betrachtungen Ehepaare, Lebensgemeinschaften und Alleinerziehende mit minderjährigen und erwachsenen, ledigen Kindern. Nicht zu den Familien in diesem Sinne gehören Eltern, deren Kinder den elterlichen Haushalt bereits verlassen haben.

Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, HSBN 2023