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Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
Familie in Niedersachsen Statistische Ämter des Bundes und der Länder

Besondere Lebenslagen

Als "Besondere Lebenslagen" werden in diesem Kapitel Indikatoren zusammengefasst, die Lebenslagen beschreiben, die kurz- oder langfristig die Lebensumstände der Betroffenen unterschiedlich stark einschränken. Themen sind dabei unter anderem Überschuldung und Privatinsolvenzen sowie die Kriminalitätsentwicklung mit Straftaten- und Opferzahlen. Zudem geht es um Menschen mit (Schwer-) Behinderung, deren Lebenslage sich in vielen Bereichen deutlich von den Lebenslagen von Menschen ohne Behinderung unterscheidet. (Siehe hierzu Lehmann, Arne: Lebenslagen von Menschen mit Behinderung in Niedersachsen, in: Statistische Monatshefte Niedersachsen (Landesamt für Statistik Niedersachsen) 10/2020, S. 512-533.) Das betrifft den Familienstand genauso wie die Bildung und Qualifikation, die Erwerbsbeteiligung und letztlich auch ihr Armutsrisiko.

Menschen mit Behinderung sind öfter ledig, leben in kleineren Haushalten, sind seltener erwerbsfähig und erwerbstätig und haben im Durchschnitt eine niedrigere Bildung als Menschen ohne Behinderung. Vor allem die Bildungs- und Erwerbsaspekte führen dazu, dass Menschen mit Behinderung einem höheren Armutsrisiko ausgesetzt sind: Bei den 25- bis unter 50-Jährigen war 2017 rund ein Viertel der Menschen mit Behinderung (24,9%) armutsgefährdet, bei Menschen ohne Behinderung waren es dagegen "nur" etwas weniger als ein Siebtel (13,8%).

Da die Lebenserwartung weiter steigt und die Zahl der Menschen im hohen Alter zunehmen wird, wird es zukünftig noch mehr Menschen mit (Schwer-)Behinderung geben. Im Jahr 2019 hatten in Niedersachsen insgesamt 9,8% beziehungsweise 784.545 Menschen eine amtlich festgestellte Schwerbehinderung. Gegenüber 2009 stieg ihre Zahl um 14,0%, während die Gesamtbevölkerung nur um 0,8% wuchs. Der Grund für diesen überproportionalen Zuwachs liegt in dem steigenden Anteil von Menschen im Seniorinnen- und Seniorenalter, die potenziell eher als Jüngere eine Schwerbehin-
derung aufweisen. Bei den Hochbetagten im Alter von 80 Jahren und mehr stieg von 2009 zu 2019 so auch die Zahl der Personen mit Schwerbehinderung um die Hälfte (49,9%) auf 219.159. Sie machten damit 27,9% aller Menschen mit Schwerbehinderung aus.

Schwierige Lebenslagen wie Arbeitslosigkeit, Trennung, Scheidung oder Tod der Partnerin oder des Partners, Erkrankung und Sucht oder ein Unfall führen oft zu finanziellen Einbußen, was die soziale Lage der Betroffenen noch einmal verschärft. In den letzten Jahren hat dabei auch ein längerfristiges Niedrigeinkommen von Menschen, die Schuldnerberatungsstellen aufgesucht haben, eine immer größere Rolle gespielt. Das zeigt einmal mehr, dass offensichtlich trotz wirtschaftlicher Haushaltsführung entsprechende Einkommen so niedrig sind, dass eine Verschuldung droht. Im schlimmsten Fall ist der Weg in die Privatinsolvenz nicht mehr abzuwenden. Dabei ist die Zahl der Verbraucherinsolvenzen seit Jahren rückläufig, 2019 waren es 9.247, was einem Rückgang um rund ein Fünftel in fünf Jahren bedeutete. Im Ländervergleich lag Niedersachsen mit 11,6 Insolvenzen je 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner allerdings an zweiter Stelle.

Eine laufende finanzielle Belastung stellen bei nicht wenigen Menschen auch bereits die Wohnkosten dar. Nach Ergebnissen der Haushaltebefragung EU-SILC für 2019 empfanden 13,4% der Haushalte in Niedersachsen (Deutschland: 12,2%) die Wohnkosten als große Belastung. In Haushalten mit Kindern betrug der Anteil 15,8%. Unter den armutsgefährdeten Personen betrug der Anteil etwa ein Viertel (24,7%; deutschlandweit: 21,8%). Aufgrund dieser Belastung sehen sich Menschen teilweise auch gezwungen, in ungünstigen Wohnumfeldern oder in für sie zu kleinen Wohnungen zu wohnen. Im niedersächsischen Durchschnitt gab es dabei im Vergleich zum Bundesdurchschnitt mit 3,1% überbelegter Wohnungen deutlich weniger zu beengte Wohnverhältnisse als in Deutschland insgesamt (7,8%), wobei speziell die Situation in den größeren Städten angespannter sein dürfte.

Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, HSBN 2021