Bildung und Qualifikation
Eine gute Bildung und eine gute berufliche Qualifikation sind zwar keine Garantie zur Armutsvermeidung, ohne sie ist es jedoch umso schwerer soziale Problemlagen vermeiden zu können. So ist die Armutsgefährdung bei Menschen mit einer niedrigen Qualifikation um ein Vielfaches höher als bei Menschen mit einem hohen Qualifikationsniveau. Dies betrifft zum einen häufig niedrig qualifizierte Menschen, die aufgrund fehlender Qualifikation keinen Job finden und zum anderen Menschen, die geringqualifizierten Jobs nachgehen, welche vielfach schlecht bezahlt werden. Dass der Arbeitsmarkt jedoch auch geringer qualifizierte Tätigkeiten erfordert und die Gesellschaft darauf angewiesen ist, wird oft wenig beachtet. Bildung ist dabei unabhängig von der Thematik der Armutsvermeidung maßgeblich für die gesellschaftliche Teilhabe und individuelle Lebenschancen. Bildung ist jedoch vielfach ungleich verteilt und in Deutschland auch weiterhin abhängig vom Bildungsstand der eigenen Eltern, von der Herkunft und mitunter vom Geschlecht. Vor diesem Hintergrund wird im folgenden Kapitel die frühkindliche Bildung und Betreuung, die schulische Bildung sowie die berufliche Qualifikation in den Blick genommen.
Für den Bildungserfolg stellt bereits die frühkindliche Bildung eine Weichenstellung dar. Zudem ermöglicht beziehungsweise erleichtert ein ausreichendes Angebot der Kindertagesbetreuung den Eltern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Aus diesen Gründen wurden in den vergangenen Jahren entsprechende Betreuungsangebote stark ausgebaut. Jahrelang war die Zahl der betreuten Kinder unter drei Jahren angestiegen, Vor allem nochmal verstärkt seit dem Bestehen des Rechtsanspruchs im Jahr 2013 auf Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen und in der Kindertagespflege für Kinder ab einem bis unter drei Jahren. 2021 zeigte sich allerdings ein Rückgang in Niedersachen gegenüber dem Vorjahr um 2,8% auf 71.804 Kinder in Tagesbetreuung. Als ursächlich kann die Corona-Pandemie angenommen werden, aufgrund dieser "[…] neue Betreuungsverträge teilweise nicht abgeschlossen wurden, weil beispielsweise "Schnuppertage" oder die Eingewöhnung der Kinder in Kindertageseinrichtungen nur eingeschränkt möglich waren. Zudem ist eine geringere Nachfrage oder die Kündigung von Verträgen aufgrund einer Betreuung zuhause denkbar." (vgl. Statistisches Bundesamt (Destatis): Personal in Kindertagesbetreuung steigt 2021 um 3,2 % gegenüber Vorjahr, Pressemitteilung vom 23. September 2021) In Niedersachsen wurde zwar auch 2021 immer noch fast jedes dritte (31,9 %) Kind in dieser Altersgruppe betreut, und damit mehr als in den meisten anderen westdeutschen Bundesländern. Die Ganztagsbetreuungsquote bei den unter Dreijährigen lag allerdings nur bei 13,5 %, was im Ländervergleich der drittniedrigste Wert war.
Ohne zumindest den Hauptschulabschluss erreicht zu haben, verließen 2020 insgesamt 4 612 Abgängerinnen und Abgänger die allgemein bildenden Schulen und damit 15,0% weniger als im Vorjahr. Auch hier zeigen sich Auswirkungen der Pandemie vor dem Hintergrund flexibilisierter Versetzungsregelungen, die dazu geführt haben können, dass Wiederholungen flexibler gehalten wurden und die Schülerinnen und Schüler eine Chance im nächsten Schuljahr bekommen, einen Abschluss zu erwerben.
Keinen beruflichen Abschluss und maximal einen Realschulabschluss hatten 2021 in Niedersachsen 73.000 Frauen und Männer im Alter von 18 bis unter 25 Jahren, die sich nicht in schulischer oder beruflicher Ausbildung befanden. Die Quote dieser sogenannten frühen Schulabgängerinnen und -abgänger an der gleichaltrigen Bevölkerung betrug 11,7%, wobei sie bei den Männern mit 12,9% höher lag als unter den Frauen mit 10,4 %. Bei den 18- bis unter 25-jährigen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte war etwa jede beziehungsweise jeder fünfte betroffen.
Weitere Bildungsindikatoren betreffen im Folgenden unter anderem die Quoten der Abiturientinnen und Abiturienten und der Studienanfängerinnen und -anfänger sowie Zahlen zu den Abschlussprüfungen an den Hochschulen und zu Ausbildungsverträgen und deren vorzeitiger Lösung. Darüber hinaus werden Daten zum Bildungsstand der Bevölkerung und unter den Erwerbstätigen dargestellt.
Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, HSBN 2022