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Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
Familie in Niedersachsen Statistische Ämter des Bundes und der Länder

Bildung und Qualifikation

Zwar geben eine gute Bildung und eine gute berufliche Qualifikation keine Garantie zur Armutsvermeidung, ohne sie ist es jedoch umso schwerer soziale Problemlagen vermeiden zu können. So ist die Armutsgefährdung bei Menschen mit einer niedrigen Qualifikation um ein Vielfaches höher als bei Menschen mit einem hohen Qualifikationsniveau. Dies betrifft zum einen häufig niedrig qualifizierte Menschen, die aufgrund fehlender Qualifikation keinen Job finden und zum anderen Menschen, die geringqualifizierten Jobs nachgehen, welche vielfach schlecht bezahlt werden. Dass der Arbeitsmarkt jedoch auch geringqualifizierte Tätigkeiten erfordert und die Gesellschaft darauf angewiesen ist, wird oft wenig beachtet. Bildung ist dabei unabhängig von der Thematik der Armutsvermeidung maßgeblich für die gesellschaftliche Teilhabe und individuelle Lebenschancen. Bildung ist jedoch vielfach ungleich verteilt und in Deutschland auch weiterhin abhängig vom Bildungsstand der eigenen Eltern, von der Herkunft und mitunter vom Geschlecht.

Für den Bildungserfolg stellt bereits die frühkindliche Bildung eine Weichenstellung dar. Zudem ermöglicht beziehungsweise erleichtert ein ausreichendes Angebot der Kindertagesbetreuung den Eltern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Aus diesen Gründen wurden in den vergangenen Jahren entsprechende Betreuungsangebote stark ausgebaut, basierend auf dem 2013 eingeführten "Rechtsanspruch U3", der eine Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen und in Kindertagespflege mit Vollendung des ersten Jahres bis zum Alter von drei Jahren gesetzlich verankert hat.

In Niedersachsen wuchs seitdem die Zahl der betreuten Kinder unter drei Jahren in einer Kindertageseinrichtung und öffentlich geförderter Kindertagespflege von Jahr zu Jahr und erreichte 2020 mit 74.000 Kindern einen Höchststand. Damit wurde etwa jedes dritte Kind in dieser Altersgruppe betreut (32,9%). Die Quote von Kindern mit Zuwanderungsgeschichte (16%) lag jedoch deutlich unter der Quote der Kinder ohne Zuwanderungsgeschichte (41%). Die Gründe für die niedrige Quote sind dabei vielfältig und können von Einstellungen und Normen der Familie über Kosten für die Kindertagesbetreuung, der Entfernung zur Einrichtung, religiösen Vorstellungen, Angst vor Entfremdung, bis hin zur Trägerschaft der KiTa sowie der sprachlich-kulturellen Zusammensetzung und den interkulturellen Kompetenzen des Personals reichen. (Vgl. Neumann, Ursula (2005): Kindertagesangebote für unter sechsjährige Kinder mit Migrationshintergrund, in: Sachverständigenkommission Zwölfter Kinder- und Jugendbericht (Hrsg.): Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern unter sechs Jahren (Materialien zum Zwölften Kinder- und Jugendbericht Band 1), S. 177-221. Siehe auch: Bertelsmann Stiftung: https://www.laendermonitor.de)

Die Zahlen sind vor allem Ausdruck unzureichender Integration, die sich mit der Nichtbetreuung weiter verfestigen kann, insbesondere die Sprachförderung von Kindern mit Zuwanderungsgeschichte würde in der Betreuung profitieren.

Ohne zumindest den Hauptschulabschluss erreicht zu haben, verließen 2019 insgesamt 5.424 Abgängerinnen und Abgänger die allgemein bildende Schule, was gegenüber 2014 einer Zunahme von mehr als einem Viertel (27,8%) gleichkam. Fast zwei Drittel waren männlich. Die Quote an der gleichaltrigen Bevölkerung stieg auf 7,1%. Besonders hoch war der Anstieg der Zahl der ausländischen Abgängerinnen und Abgänger ohne Hauptschulabschluss, ihre Quote ver-größerte sich auf 22,7%. Bei Betrachtung dieser Zahlen gewinnt die Möglichkeit, an einer berufsbildenden Schule schulische Abschlüsse nachzuholen, noch mehr an Bedeutung.

Eine Diskrepanz zwischen den Geschlechtern besteht auch bei den im Jahr 2019 rund 72.000 erwachsenen Frauen und Männern unter 25 Jahren, die über keinen beruflichen Abschluss verfügten und maximal einen Realschulabschluss hatten, sich aber auch nicht in schulischer oder beruflicher Ausbildung befanden. Die Quote dieser "frühen Schulabgängerinnen und -abgänger" an der gleichaltrigen Bevölkerung betrug 11,9%, bei den Männern 13,1% und bei den Frauen 10,7%. Unter den 18- bis unter 25-Jährigen mit Zuwanderungsgeschichte war die Quote mit 21,1% etwa doppelt so hoch.

Weitere Bildungsindikatoren betreffen unter anderem die Quoten der Abiturientinnen und Abiturienten und der Studienanfängerinnen und -anfänger sowie Zahlen zu den Abschlussprüfungen an den Hochschulen und zu Ausbildungsverträgen und deren vorzeitiger Lösung. Darüber hinaus werden Daten zum Bildungsstand der Bevölkerung und unter den Erwerbstätigen dargestellt.

Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, HSBN 2021