Berufliche Ausbildung
Die Berufsausbildung in Deutschland erfolgt zu maßgeblichen Teilen im Dualen System. Darunter ist die Ausbildung in einem Betrieb der Wirtschaft, in der Verwaltung oder in Praxen eines freien Berufs und in der Berufsschule, also an zwei Lernorten, zu verstehen. Rechtsgrundlage für die betriebliche Ausbildung im Dualen System sind das Berufsbildungsgesetz (BBiG), die Handwerksordnung (HwO) und das Seearbeitsgesetz.
In Niedersachsen wurden 2021 insgesamt 48.645 Ausbildungsverhältnissen neu abgeschlossen, womit die Zahl immer noch 10,2% unter dem Niveau von 2019 (54.192), dem Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie lag. (vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF): Berufsbildungsbericht 2022, S. 48.) Das weist auf eine nachhaltige Wirkung der Situation hin, vor allem in den im ersten Pandemie-Jahr besonders betroffenen Ausbildungsbereichen Industrie und Handel, zu denen auch das Gastgewerbe gehört. Im vollschulischen Ausbildungssystem, in dem insbesondere die Berufsfelder Gesundheit, Pflege, Erziehung und Wirtschaft und Verwaltung eine Rolle spielen, erhöhte sich die Zahl der Anfängerinnen und Anfänger 2021 im Vergleich zu 2019 um 0,9% auf 30.446.
Abgenommen wurden 2021 in Niedersachsen 44.640 Abschlussprüfungen im Dualen System durch die zuständigen Stellen (Vorjahr: 44.592). Der Anteil der bestandenen Prüfungen ging weiter leicht zurück auf 89,0% (-0,8 Prozentpunkte gegenüber 2020). Von den Prüflingen mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit schlossen nur 7 von 10 die Prüfung erfolgreich ab, unter den Deutschen waren es 9 von 10.
Nicht alle Ausbildungsverträge werden jedoch bis zum Ende erfüllt, sondern vor Bestehen der Abschlussprüfung gelöst, was bei den Auszubildenden zu einem gänzlichen Ausbildungsabbruch führen kann, wenn von ihnen auch keine neue Ausbildung begonnen wird. In der Folge steigt auch das Armutsgefährdungsrisiko. Zudem ist das Thema in Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel von Bedeutung, und für 2020 kommen Erschwernisse im Arbeitsalltag aufgrund der Corona-Auswirkungen hinzu. Auch 2021, im zweiten Jahr der Pandemie, lag die Zahl der vorzeitig gelösten Ausbildungsverträge mit 15.513 – was annähernd (+90) dem Vorjahreswert entsprach – weit (8,0%) unter dem Wert von 2019. Der Anteil der vorzeitig gelösten an allen im Dualen System begonnenen Ausbildungsverträgen, die Lösungsquote, betrug mit 27,8% mehr als ein Viertel (Deutschland: 26,7%) und hat sich damit im mittelfristigen Vergleich gegenüber 2016 (27,3%) kaum verändert. Am höchsten waren die Lösungsquoten 2021 im Handwerk und in den freien Berufen (34,3% und 32,4%). Zudem war die Quote, wie in den vergangenen Jahren auch, bei Ausländerinnen und Ausländern mit 38,0% deutlich höher als bei Auszubildenden mit deutscher Staatsangehörigkeit (26,7%). Besondere Geschlechterunterschiede gab es nicht (Frauen: 28,7%; Männer: 27,3%).
Die Gründe für das vorzeitige Lösen von Ausbildungsverträgen sind laut den Auszubildenden nach einer IAB-Befragung Konflikte mit den Vorgesetzten, eine mangelnde Ausbildungsqualität und ungünstige Arbeitsbedingungen. Aus Sicht der Betriebe sind es vor allem mangelnde Ausbildungsleistungen, Motivation oder Integration der Auszubildenden in das Betriebsgeschehen. Fast zwei Drittel der Auszubildenden, die den Ausbildungsvertrag vorzeitig beendeten, befanden sich jedoch danach wieder in vollqualifizierender Ausbildung. 6% der Anfängerinnen und Anfänger hatten allerdings auch acht Jahre nach dem Einstieg keinen Studium- oder Berufsabschluss. (Bundesweite Angaben, vgl. Bundesinstitut für Berufsbildung Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2020. Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung, Bonn 2020, S. 143.)
Definition des Indikators: Die Berufsbildungsstatistik stellt den aktuellen Stand in der beruflichen Bildung dar und dient dazu, zukünftige Entwicklungen und Handlungsbedarfe im Berufsbildungssystem rechtzeitig zu erkennen.
Methodische Hinweise: Vor dem Ausbildungsbeginn gelöste Ausbildungsverträge gehen nicht in die Meldungen ein. Quelle: Berufsbildungsstatistik.
Weiterführende Informationen: Anhang und www.statistik.niedersachsen.de > Themen > Bildung > Übersicht sowie http://www.bibb.de/datenreport
Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, HSBN 2023