Natürliche Bevölkerungsbewegung
Im Jahr 2020 kamen in Niedersachsen 74.119 Kinder zur Welt, und damit rund 800 mehr als im Vorjahr (+1,1%). Gleichzeitig starben 96.980 Menschen, was einer Steigerung gegenüber 2019 von 2,9% entsprach. In Zusammenhang mit Corona beziehungsweise Covid-19 starben davon 1.954 Menschen. Das seit knapp einem halben Jahrhundert fast durchgängige so genannte Geburtendefizit betrug 22.861 Personen (Vorjahr: 20.970). (vgl. LSN-Online Regionaldatenbank Tabelle Z1100001)
Während Niedersachsen 2020 je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner durch Lebendgeburten 9,3 Menschen dazugewann, verlor das Land durch Sterbefälle 12,1 Menschen (Sterbeziffer). In der Summe verringerte sich so die Bevölkerungszahl durch die natürliche Bevölkerungsbewegung um 2,9 Personen je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner (2019: 2,6) und damit etwas mehr als im Bundesdurchschnitt (2,6 und 2019: 1,9). Die positiven Wanderungssalden konnten die Defizite jedoch mehr als ausgleichen. Einzig die Landkreise Vechta (+2,1) und Cloppenburg (+1,7) sowie die Landeshauptstadt Hannover und die Stadt Göttingen (+0,1 und +0,4) verzeichneten in Niedersachsen mehr Geburten als Gestorbene (Geburtenüberschuss) und wären auch ohne Zuwanderung gewachsen.
Regional setzt sich der seit Jahren beobachtete Trend fort: Die höchsten negativen Salden verzeichneten insbesondere Landkreise im Süden und Osten des Landes sowie die Landkreise an der Küste. Die Unterschiede auf Länder- wie auch auf Kreisebene gehen vor allem auf eine unterschiedliche Altersstruktur zurück.
Die zusammengefasste Geburtenziffer (Total fertility rate, TFR; siehe Infokasten) müsste durchschnittlich 2,1 Kinder je Frau im gebärfähigen Alter zwischen 15 bis unter 50 Jahre betragen, wenn die nächste Generation - ohne Berücksichtigung von Wanderungen - zahlenmäßig genauso groß sein soll wie die gegenwärtige. In Niedersachsen erreichte auch 2020 kein Landkreis und keine kreisfreie Stadt diesen Wert. Die kreisfreie Stadt Salzgitter kam jedoch auf 1,99, gefolgt vom Landkreis Cloppenburg (1,93). Mindestens den Wert 1,8 wiesen daneben die Landkreise Osnabrück, Vechta, Peine und Gifhorn auf. Der Landesdurchschnitt betrug 1,62 und war damit im Ländervergleich am höchsten (Deutschland insgesamt: 1,53; 2015: 1,50). Fünf Jahre zuvor waren es 1,52 Kinder.
Regional finden sich vergleichsweise niedrige Geburtenziffern von weniger als 1,5 in der Hälfte der kreisfreien Städte wieder. Einzig Salzgitter wies unter den kreisfreien Städten eine besonders hohe Geburtenhäufigkeit auf, was wohl auch mit vielen Geburten von Kindern mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit zusammenhängt. Mehr als jedes vierte Neugeborene in Salzgitter (27,0%) hatte 2020 eine ausländische Staatsangehörigkeit, niedersachsenweit war es nur etwa jedes achte (12,1%). Von einer hohen Fertilitätsrate auf eine hohe Anzahl von Neugeborenen mit ausländischen Wurzeln kann jedoch nicht automatisch geschlossen werden. Es zeigt sich kein signifikanter Zusammenhang.
Definition des Indikators: Die "natürliche Bevölkerungsbewegung" umfasst die Geburten und die Sterbefälle. Die jeweilige Kennzahl wird auf je 1 000 Einwohnerinnen und Einwohner am 31.12. desselben Jahres bezogen (Geburtenhäufigkeit und Sterbeziffer). Die "natürliche" Veränderung der Bevölkerungszahl ergibt sich aus dem Geburten-/Sterbesaldo, der die Zahl der Lebendgeborenen mit den Sterbefällen miteinander verrechnet. Dieser wird in Bezug zum Bevölkerungsbestand (je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner am 31.12. desselben Jahres) gesetzt.
Methodische Hinweise: Die Geborenen werden dem Wohnort der Mutter zugeordnet. Die Altersstruktur einer Region hat Auswirkungen auf die dortige Geburtenhäufigkeit: die zusammengefasste Geburtenziffer ermöglicht ein differenzierteres Bild der Fertilität. Bereinigt, also unabhängig von der Altersstruktur, stellt die "Total Fertility Rate" die durchschnittliche hypothetische Kinderzahl einer Frau im Alter zwischen 15 bis 49 Jahren dar.
Die Gestorbenen werden am zuletzt gemeldeten Wohnort gezählt. Bei den Sterbefällen handelt es sich nur um die Gestorbenen: Totgeborene, nachträglich beurkundete Kriegssterbefälle und gerichtliche Todeserklärungen sind in den Zahlen der Standesämter zwar teilweise enthalten, werden in der Statistik jedoch nicht ausgewertet.
Weiterführende Informationen: siehe Anhang
Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, HSBN 2022