Freiwilliges Engagement
Daten über das Ausmaß des freiwilligen Engagements in Deutschland gehen aus dem seit 1999 alle fünf Jahre erscheinenden Freiwilligensurvey hervor. Nach den Ergebnissen des Berichts für 2019 übten in Deutschland 39,7% der Menschen im Alter ab 14 Jahren mindestens eine freiwillige Tätigkeit aus. In Niedersachsen waren es 2,7 Mio. Bürgerinnen und Bürger, was einer Engagementquote von 39,4% entsprach.
Dabei zeigten sich signifikante Zusammenhänge zwischen dem Ausmaß des freiwilligen Engagements vieler soziodemografischer Merkmale, insbesondere nach Alter, Bildung, Erwerbsstatus und Zuwanderungsgeschichte. Die höchsten Engagementquoten fanden sich bei Schülerinnen und Schülern (54,7%) sowie bei Menschen mit hoher Bildung (49,1%), die niedrigsten bei Personen mit niedriger Bildung (26,6%).
Jugendliche (48,1% der 14- bis 19-Jährigen) und Menschen zwischen 30 und 49 Jahren (Engagementquote: 47,9%)
sind besonders oft engagiert. Personen mit Migrationshintergrund engagierten sich seltener freiwillig (25,3%) als Personen ohne Migrationshintergrund (43,6%). "Erwerbstätige sind zu höheren Anteilen freiwillig engagiert als Nicht-Erwerbstätige. Personen mit einem mittleren oder hohen bedarfsgewichteten Haushaltseinkommen engagieren sich zu deutlich höheren Anteilen freiwillig als Personen mit einem niedrigen Haushaltseinkommen." (Simonson Julia/Kelle, Nadiya/Kausmann, Corinna/Tesch-Römer, Clemens (Hrsg.) (Deutsches Zentrum für Altersfragen): Freiwilliges Engagement in Deutschland. Der Deutsche Freiwilligensurvey 2019, S. 12.) Dies gilt für Deutschland, als auch für Niedersachsen.
Einen Unterschied zwischen Frauen und Männern gab es 2019 auf Bundesebene nicht. In Niedersachsen wiesen dagegen Frauen eine höhere Engagemenquote auf (41,4%) als Männer (37,4%).
Als wichtige Bereiche der Tätigkeiten sind Sport, Kirche und Religion sowie Schule und Kindergarten zu nennen. (Vgl. Niedersächsischer Landtag. Drucksache 1810100. Bericht der Enquetekommission "Rahmenbedingungen für das ehrenamtliche Engagement verbessern", Länderbericht zum Deutschen Freiwilligen Survey 2019, S. 207.) Die fünf häufigsten Zielgruppen waren Kinder und Jugendliche mit rund 49%, gefolgt von Familien (42%), älteren Menschen (34%), Hilfe- und Pflegebedürftigen (18%) und "sozial Schlechtergestellten" (16%).
Der Verein ist mit einem Anteil von rund 45% die bedeutendste Form des freiwilligen Engagements, am zweithäufigsten sind es mit 20% die individuell organisierten Gruppen. Aus kirchlichen oder religiösen Vereinigungen entstanden 13% der freiwilligen Engagements. (Vgl. Niedersächsischer Landtag. Drucksache 1810100. Bericht der Enquetekommission "Rahmenbedingungen für das ehrenamtliche Engagement verbessern" S. 46.)
Definition des Indikators: Im Gegensatz zum staatlichen Handeln wird die Bürger- oder Zivilgesellschaft vom Handeln und der Kooperation einzelner Menschen oder gesellschaftlicher Gruppen bestimmt. Ihr Engagement ist freiwillig und ohne Gewinnabsicht.
Methodische Hinweise: Begriffe des bürgerschaftlichen Engagements wie Ehrenamt oder freiwilliges Engagement werden häufig synonym verwendet und unscharf abgegrenzt. Die Grenzen zwischen den Formen des Engagements - von einfacher Mitgliedschaft bis zur Übernahme eines Ehrenamtes - sind fließend und statistisch oft nicht abbildbar. Bürgerschaftliches Engagement ist der Oberbegriff für freiwillige, nicht auf finanzielle Vorteile gerichtete Tätigkeiten, die im öffentlichen und Gemeinwohl fördernden Raum stattfinden. Das Ehrenamt ist ein ehrenvolles und freiwilliges öffentliches Amt, in das man gewählt oder für bestimmte Zeit
bestellt wird. Freiwilliges Engagement umfasst unentgeltliche, gemeinwohlbezogene, einmalige oder regelmäßige Tätigkeiten in Initiativen, Vereinen und Verbänden.
Quellen:
Simonson Julia/Kelle, Nadiya/Kausmann, Corinna/Tesch-Römer, Clemens (Hrsg.) (Deutsches Zentrum für Altersfragen) (2021): Freiwilliges Engagement in Deutschland. Der Deutsche Freiwilligensurvey 2019
Holtmann, Everhard/Jaeck, Tobias/Wohlleben,
Odette (2022): Länderbericht zum Deutschen Freiwilligen Survey 2019 (Zentrum für Sozialforschung Halle e.V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)
Weiterführende Informationen: www.freiwilligenserver.de und www.ms.niedersachsen.de > Themen > Bürgerschaftliches Engagement
Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA): www.dza.de/forschung/fws.
Niedersächsischer Landtag. Drucksache 1810100. Bericht der Enquetekommission "Rahmenbedingungen für das ehrenamtliche Engagement verbessern".
Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, HSBN 2022