Gesundheit und Lebenserwartung
Durch die Wechselwirkungen zwischen Armut, prekären Lebenslagen und Gesundheit kann Krankheit eine der Ursachen für Armut sein. Umgekehrt kann Armut auch Erkrankungen und prekäre Lebenslagen zur Folge haben. Begründet ist dies sowohl in den Lebensumständen als auch in der Lebensführung. So hängt auch die Lebenserwartung vom Ein-kommen ab, was in vielen Studien dazu im Laufe der Jahre immer wieder nachgewiesen werden konnte. Dabei zeigt sich unter anderem auch, dass die Unterschiede zwischen der Lebenserwartung zwischen einkommensschwächeren und -stärkeren Gruppen sogar zugenommen hat. (Vgl. u.a. Max-Planck-Institut für demografische Forschung: Wenig Rente, kürzeres Leben (Pressemitteilung vom 11. April 2019), Studie siehe Wenau, Georg/Grigoriev, Pavel/Shkolnikov, Vlademir: Socioeconomic disparities in life expectancy gains among retired German men, 1997–2016. J Epidemiol Community Health 2019;73, S. 605-611.)
Diese Ergebnisse spiegeln auch die Unterschiede der Bewertung des Gesundheitszustandes innerhalb der Bevölkerung wider, wonach armutsgefährdete Menschen in Deutschland im Durchschnitt einen deutlich schlechteren Gesundheitszustand aufweisen als nicht armutsgefährdete Menschen. Unter den Menschen ab 65 Jahren schätzten 2023 in Deutschland mehr als ein Fünftel ihren Gesundheitszustand als schlecht oder sehr schlecht ein. Bei den Frauen lag der Anteil dabei höher als bei den Männern, was wiederum mit der höheren Lebenserwartung von Frauen zu tun hat, die nicht mit gesunden Lebensjahren gleichgesetzt werden kann.
Grundsätzlich ist in den vergangenen Jahrzehnten die Lebenserwartung von Frauen und Männern gestiegen, wenn auch innerhalb der Corona-Pandemie bis 2022 ein Rückgang zu beobachten war. Für neu geborene Mädchen lag sie im Durchschnitt der Jahre 2020/2022 in Niedersachsen bei 82,9 Jahren und für neugeborene Jungen bei 78,1 Jahren. Mit Blick auf die Rententhematik und Gesundheit im Alter zeigt sich, dass Frauen, die 2020/2022 65 Jahre alt waren rein rechnerisch eine Lebenserwartung von fast weiteren 21 Jahren und Männer von 17,6 Jahren haben.
Diese Umstände, die einhergehende Alterung der Gesellschaft und in den kommenden Jahren vor allem der Eintritt der geburtenstarken Jahrgänge in das Seniorinnen- und Seniorenalter führen zu einem kontinuierlichen Anstieg auch der Zahl der Pflegebedürftigen. Im Jahr 2021 (zweijährige Statistik; Daten für 2023 Ende 2024 verfügbar) waren in Niedersachsen 542.904 Menschen pflegebedürftig. Das waren mehr als doppelt so viele wie zehn Jahre zuvor und gegenüber 2019 knapp ein Fünftel mehr. Der Anteil an der Bevölkerung lag damit bei 6,8%. Nach der Pflegevorausberechnung (Variante 2, siehe hierzu die Bevölkerungsvorausberechnung in Kapitel 1.4) steigt die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2035 auf etwa 621.000 und bis 2050 auf 742.000. (Statistisches Bundesamt, Destatis: Pflegevorausberechnung - Deutschland und Bundesländer, Berichtszeitraum 2022-2070, erschienen am 30. März 2023).) Das würde, gemessen an der vorausberechneten Bevölkerungszahl von rund 8,19 Millionen, einer Quote von etwa 9% entsprechen. Die Zahl der Pflegekräfte müsste dazu für eine passende Versorgung deutlich steigen.
Deutschlandweit wird bis 2049 infolge des Anstiegs der Zahl der Pflegebedürftigen von einem Bedarf an 2,15 Millionen Pflegekräften ausgegangen, was einer Lücke von 280.000 Pflegekräften entsprechen würde, wenn sich die positiven Trends am Pflegearbeitsmarkt aus den 2010er Jahren fortsetzen würden (gestiegene Erwerbstätigenquoten zwischen 2012 und 2019 am (Pflege-)Arbeitsmarkt fortgeschrieben). Niedersächsische Zahlen wurden in diesem Zusammenhang nicht ermittelt.
In der Vergangenheit zeigte sich allerdings, dass der Zuwachs der Beschäftigtenzahlen in den ambulanten Pflegediensten und Pflegeheimen weit weniger stark war als die Zahl der Pflegebedürftigen. Im Vergleich 2021 zu 2019 stieg die Zahl der in den Bereichen "körperbezogene Pflege", "Betreuung" und "zusätzliche Betreuung" tätigen Personen lediglich um 1,6%.
Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, HSBN 2024