Freiwilliges Engagement
Daten über das freiwillige Engagement in Deutschland gehen aus dem seit 1999 alle fünf Jahre erscheinenden Freiwilligensurvey hervor. Die Ergebnisse des Berichts für 2019 wurden bereits in der HSBN 2022 zusammengefasst, sollen hier jedoch noch einmal den Stellenwert, den freiwilliges Engagement für ältere Menschen einnimmt, aufzeigen.
In Niedersachsen übten 2019 insgesamt 2,7 Millionen Menschen im Alter ab 14 Jahren mindestens eine freiwillige Tätigkeit aus, was einer Engagementquote von 39,4% entsprach (Deutschland: 39,7%). Ältere zwischen 65 bis unter 75 Jahren sind dabei mit 41,7% überdurchschnittlich oft ehrenamtlich engagiert. Bei der Altersgruppe 75 und älter fällt die Engagementquote nur noch halb so hoch aus, was auch damit zu tun haben dürfte, dass körperlich nicht mehr so viel möglich ist. Genauere Gründe gehen altersspezifisch allerdings nicht aus dem Bericht des Freiwilligensurveys hervor.
Auch wenn das Engagement der 65-Jährigen bis unter 75-Jährigen ein überdurchschnittliches Maß erreicht, wäre vor dem Hintergrund des demografischen Wandels in der Zukunft ein Rückgang der Gesamtengagementquote zu erwarten, wenn sich an dem Grad der Bereitschaft zu einem Engagement nichts ändern würde. "Unumgänglich dürfte sein, die Angebote altengerechten freiwilligen Engagements rechtzeitig zu erweitern, um die Engagementbereitschaft in der wachsenden Gruppe der Seniorinnen und Senioren zu aktivieren", heißt es dazu im Freiwilligenbericht. (Holtmann, Everhard/Jaeck, Tobias/Wohlleben, Odette: Länderbericht zum Deutschen Freiwilligen Survey 2019 (Zentrum für So-zialforschung Halle e.V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg), S. 146.)
So waren bereits 2019 ältere Menschen nicht nur überdurchschnittlich oft engagiert, sondern auch die dritthäufigste Zielgruppe (34%) ehrenamtlichen Engagements hinter Kindern und Jugendlichen (49%) und Familien (42%), gefolgt von Hilfe- und Pflegebedürftige (18%) sowie "sozial Schlechtergestellte" (16%).
Jugendliche (48,1% der 14- bis 19-Jährigen) und Menschen zwischen 30 und 49 Jahren (Engagementquote: 47,9%) sind besonders oft engagiert. Personen mit Migrationshintergrund engagierten sich seltener freiwillig (25,3%) als Personen ohne Migrationshintergrund (43,6%). "Erwerbstätige sind zu höheren Anteilen freiwillig engagiert als Nicht-Erwerbstätige. Personen mit einem mittleren oder hohen bedarfsgewichteten Haushaltseinkommen engagieren sich zu deutlich höheren Anteilen freiwillig als Personen mit einem niedrigen Haushaltseinkommen." (Ebd., S. 12. Dies gilt für Deutschland, als auch für Niedersachsen.)
Der Verein ist mit einem Anteil von rund 45% die bedeutendste Form des freiwilligen Engagements, am zweithäufigsten sind es mit 20% die individuell organisierten Gruppen. Aus kirchlichen oder religiösen Vereinigungen entstanden 13% der freiwilligen Engagements. (Vgl. ebd. S. 46)
Definition des Indikators: Im Gegensatz zum staatlichen Handeln wird die Bürger- oder Zivilgesellschaft vom Handeln und der Kooperation einzelner Menschen oder gesellschaftlicher Gruppen bestimmt. Ihr Engagement ist freiwillig und ohne Gewinnabsicht.
Methodische Hinweise: Begriffe des bürgerschaftlichen Engagements wie Ehrenamt oder freiwilliges Engagement werden häufig synonym verwendet und unscharf abgegrenzt. Die Grenzen zwischen den Formen des Engagements – von einfacher Mitgliedschaft bis zur Übernahme eines Ehrenamtes – sind fließend und statistisch oft nicht abbildbar. Bürgerschaftliches Engagement ist der Oberbegriff für freiwillige, nicht auf finanzielle Vorteile gerichtete Tätigkeiten, die im öffentlichen und Gemeinwohl fördernden Raum stattfinden. Das Ehrenamt ist ein ehrenvolles und freiwilliges öffentliches Amt, in das man gewählt oder für bestimmte Zeit bestellt wird. Freiwilliges Engagement umfasst unentgeltliche, gemeinwohlbezogene, einmalige oder regelmäßige Tätigkeiten in Initiativen, Vereinen und Verbänden.
Quellen: Simonson Julia/Kelle, Nadiya/Kausmann, Corinna/Tesch-Römer, Clemens (Hrsg.) (Deutsches Zentrum für Altersfragen) (2021): Freiwilliges Engagement in Deutschland. Der Deutsche Freiwilligensurvey 2019; Holtmann, Everhard/Jaeck, Tobias/Wohl-leben, Odette (2022): Länderbericht zum Deutschen Freiwilligen Survey 2019 (Zentrum für Sozialforschung Halle e.V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg);
Weiterführende Informationen:www.freiwilligenserver.de und www.ms.niedersachsen.de > Themen > Bürgerschaftliches Engagement; Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA): https://www.dza.de/forschung/fws. Niedersächsischer Landtag. Drucksache 1810100. Bericht der Enquetekommission "Rahmenbedingungen für das ehrenamtliche Engagement verbessern".
Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, HSBN 2024