Armutsgefährdung im Alter
Im Jahr 2023 war in Niedersachsen mit 17,9% mehr als jeder sechste Mensch der Generation 65plus armutsgefährdet. Im Vergleich zum Vorjahr wurde das Armutsrisiko anders als in der Gesamtbevölkerung nicht kleiner (+0,1 Prozentpunkte), so dass der Abstand zum Bevölkerungsdurchschnitt größer geworden ist.
Mit 316.000 Menschen waren noch nie so viele Ältere armutsgefährdet seit Berechnung der Quoten im Jahr 2005. Dabei sind es allerdings nur die Frauen, die überdurchschnittlich oft betroffen waren, und zwar jede Fünfte (20,4%) ab 65 Jahren. Männer im gleichen Alter verzeichneten weiterhin eine unterdurchschnittliche Quote von 14,9%. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Quote 2023 zudem unter den Männern etwas (-0,5 Prozentpunkte), während sie bei den Frauen um 0,6 Prozentpunkte zunahm.
Diese Armutsgefährdungslücke ist dabei eine Folge der Geschlechterungleichheit bei den Verdiensten, aufgrund der Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt durch Verzicht auf Karriere, unsteterer Erwerbsbiographien, oder einem hohen Teilzeitanteil zugunsten von unbezahlter Sorgearbeit und Kinderbetreuung und schließlich der Rentenlücke zwischen Frauen und Männern. Zudem leben Frauen im hohen Alter oft allein, da der Partner bereits verstorben ist, was ebenfalls Auswirkungen auf das Haushaltseinkommen hat.
Nicht wenige Seniorinnen und Senioren gehen allerdings einer Erwerbstätigkeit nach, sei es wegen der sich daraus ergebenden sozialen Kontakte oder weil die Rente nicht für den Lebensunterhalt ausreicht, um nur zwei von vielen möglichen Gründen zu nennen. Betrachtet man nur die Nichterwerbspersonen unter den Rentnerinnen und Rentnern sowie Pensionärinnen und Pensionären ohne die Erwerbstätigen im gleichen Alter, ergab sich 2023 eine Armutsgefährdungsquote von 18,8% (Männer: 15,8%, Frauen: 21,0%).
In der Bevölkerungsgruppe ab 80 Jahren klafften die Quoten 2023 zwischen Männern und Frauen mit 7,9 Prozentpunkten (Vorjahr: 6,8 Prozentpunkte) am stärksten auseinander (22,3% zu 14,4%). 71.000 armutsgefährdeten Frauen standen 31.000 armutsgefährdete Männer in dieser Altersgruppe gegenüber.
Unter den Einpersonenhaushalten fallen die Quoten schließlich noch einmal deutlich höher und unterschiedlicher aus: Bei den über 65-Jährigen lag die Armutsgefährdungsquote in Einpersonenhaushalten 2023 bei 28,8%, unter den Frauen in diesem Alter bei 30,2% und bei den Männern bei 25,3%.
Definition des Indikators: Die Armutsgefährdungsquote ist ein Indikator zur Messung relativer Einkommensarmut und wird definiert als der Anteil der Personen, deren Äquivalenzeinkommen weniger als 60% des Medians der Äquivalenzeinkommen der Bevölkerung (in Privathaushalten) beträgt.
Methodische Hinweise: Nach EU-Standard wird zur Bedarfsgewichtung der zugrundeliegenden Einkommen der Haushalte die neue OECD-Skala verwendet. Danach wird der ersten erwachsenen Person im Haushalt das Bedarfsgewicht 1 zugeordnet, für die weiteren Haushaltsmitglieder werden Gewichte von < 1 eingesetzt (0,5 für weitere Personen im Alter von 14 und mehr Jah-ren und 0,3 für jedes Kind im Alter von unter 14 Jahren), weil angenommen wird, dass sich durch gemeinsames Wirtschaften Einsparungen erreichen lassen.
Weiterführende Informationen: siehe Anhang sowie www.statistikportal.de/de/sbe
Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, HSBN 2024