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Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
Familie in Niedersachsen Statistische Ämter des Bundes und der Länder

Wohnungslosigkeit

Mit dem 2020 in Kraft getretenen Wohnungslosenberichterstattungsgesetz (WoBerichtsG) wurde zum Stichtag 31.01.2022 erstmals eine amtliche Statistik für wohnungslose Personen durchgeführt, die von den Kommunen oder freien Trägern (übergangsweise) untergebracht werden. Demnach gab es in Niedersachen 10.860 untergebrachte wohnungslose Personen (Deutschland: 178.145), unter ihnen waren 62,5% männlich. (Frauen in Frauenhäusern werden nicht erfasst, gelten nach ETHOS-Light-Typologie der EU aber als untergebrachte Wohnungslose.) Nichtdeutsche machten mehr als zwei Drittel (67,3%) aus. Zu erklären ist Letzteres auch damit, dass anerkannte Geflüchtete, die vorübergehend zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit (zum Beispiel aufgrund fehlenden Wohnraums) weiterhin in einer Aufnahmeeinrichtung oder einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht werden, auch in der Statistik Berücksichtigung finden.

Das Durchschnittsalter der untergebrachten Wohnungslosen lag mit 31,8 Jahren deutlich unter dem der Gesamtbevölkerung, und 28,5% aller Betroffenen waren Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren (Anteil an Gesamtbevölkerung 31.12.2021: 16,8 %). Während unter den Deutschen der Anteil der Minderjährigen nur 8,7% betrug, war dies bei den Nichtdeutschen mit 38,0% mehr als vier Mal so häufig der Fall. Zu begründen ist dieser Unterschied vor allem damit, dass Geflüchtete oft als Familie nach Deutschland kommen und als solche untergebracht werden. "Bei Deutschen ist […] häufig gerade das Auseinanderfallen der Familienkonstellation der Grund dafür, dass eine Unterbringung wegen Wohnungslosigkeit erfolgt." (Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2022): Ausmaß und Struktur von Wohnungslosigkeit: Der Wohnungslosenbericht 2022 des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, S. 40/41(PDF), siehe https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Soziale-Sicherung/wohnungslosenbericht-2022.pdf?__blob=publicationFile&v=4 ) Insgesamt handelte es sich so auch bei den Wohnungslosen in mehr als der Hälfte der Fälle um Haushalte mit Kindern (51,3%).

Obdachlose, die ohne jede Unterkunft sind, also "auf der Straße leben" oder Menschen in verdeckter Wohnungslosigkeit, die zum Beispiel bei Bekannten oder Angehörigen unterkommen, werden von der Statistik untergebrachter wohnungsloser Personen nicht erfasst. Jedoch wurde im Februar 2022 erstmals eine Erhebung hierzu durchgeführt, wonach in Deutschland rund 86.700 wohnungslose Menschen leben, 37.400 ohne Unterkunft und 49.300 verdeckt wohnungslos. Hinzu kommen 6.600 Kinder und Jugendliche von denen etwa 1.100 mit ihren Eltern(-teilen) auf der Straße leben. Auf Länderebene liegen keine Daten vor. Die Struktur der Betroffenen wird sich in Niedersachsen dabei wohl nicht wesentlich vom Bundesdurchschnitt unterscheiden. Knapp vier Fünftel (79%) der Obdachlosen waren männlich, etwa ein Fünftel (19%) weiblich und ca. 1% divers. Unter den verdeckt Wohnungslosen lag der Frauenanteil bei 40%, also fast doppelt so hoch wie unter den Obdachlosen. "Wohnungslose Männer und Frauen tragen unterschiedliche Risiken, so dass Frauen sich möglicherweise intensiver um einen Schlafplatz bei Bekannten oder Verwandten bemühen, dafür eher Abhängigkeiten oder Konflikte akzeptieren, um ggf. dort auch länger geduldet zu werden." (Ebd. S. 25/26 (PDF))

Menschen, die von Wohnungslosigkeit betroffen oder bedroht sind, können sich Hilfe bei der niedersächsischen Wohnungslosenhilfe holen: In deren 36 Tagesaufenthalten belief sich die Zahl der Besuchenden 2020 auf 15.814 und damit 14,8% weniger als im Vorjahr. Der Grund für den starken Rückgang lag nach Einschätzung der Zentralen Beratungsstelle Niedersachsen (ZBS) jedoch nicht am zurückgehenden Bedarf, sondern an den einschränkenden Schutzmaßnahmen, die in Folge der Corona-Pandemie für Mitarbeitende und Besuchende der Einrichtungen ergriffen wurden. (ZBS Nds.: Statistikbericht 2021, Osnabrück, Dezember 2021, S. 10, siehe https://www.zbs-niedersachsen.de/publikationen/) Die ZBS erfüllt im Auftrag des Niedersächsischen Sozialministeriums die Aufgaben der Sozialplanung, Fachberatung und Koordination der Hilfen für Menschen in Wohnungsnot.

Definition des Indikators: Der Indikator gibt Auskunft über die Anzahl untergebrachter wohnungsloser Personen, die strukturelle Zusammensetzung sowie über die Zahl der Besucherinnen und Besucher in den Tagesaufenthalten der Wohnungslosenhilfe.

Methodische Hinweise: Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe bieten Hilfen gemäß §§ 67 ff SGB XII an. Diese sind Tagesaufenthalte, ambulante Hilfen mit Basisangebot und Einzelfallhilfe, stationäre Hilfen und ambulante nachgehende Hilfen. Tagesaufenthalte und Basisangebot sind sogenannte "niedrigschwellige Hilfen". (Datenquelle: Statistik der ZBS Niedersachsen).

Weiterführende Informationen:  www.destatis.de > Themen > Gesellschaft und Umwelt > Soziales > Wohnungslosigkeit

Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, HSBN 2023