Erwerbstätige nach Geschlecht und Alter
Während die Daten über Erwerbstätige am Arbeitsort vor allem die Struktur des Arbeitsmarktes und des Arbeitsangebotes darstellen können, gibt der Blick auf die Erwerbstätigen am Wohnort die Möglichkeit, diese nach soziodemografischen Gruppen zu betrachten.
Im Jahr 2022 lebten in Niedersachsen 4,1 Millionen Menschen, die erwerbstätig waren. Die Erwerbstätigenquote bezogen auf die Bevölkerung im Alter von 15 bis unter 65 Jahren lag bei 76,9%. Regional zeigte sich folgendes Bild: In den Landkreisen der Statistischen Regionen Braunschweig und Hannover fielen die Quoten eher unterdurchschnittlich aus. Im Westen hatte dagegen die Mehrheit der Landkreise überdurchschnittliche Werte, ebenso zwischen Bremen und Hamburg. Unabhängig davon verzeichneten die kreisfreien Städte außer Braunschweig und Oldenburg unterdurchschnittliche Erwerbstätigenquoten.
Frauen gehen dabei weniger oft einer Erwerbstätigkeit nach als Männer, beide Quoten waren 2022 allerdings so hoch wie nie zuvor. Unter den Männern lag die Erwerbstätigenquote bei 80,4%, bei den Frauen bei 73,4%. Vor allem in klassischen Industriestandorten lagen die Quoten der Frauen noch weit unter denen der Männer (hier Werte von 2019). In Bezug auf das Alter gab es die größten Geschlechterunterschiede in der Familiengründungs- und Kleinkindphase zwischen 30 und unter 40 Jahren.
In der Altersgruppe 15 bis unter 25 Jahren, also in der Ausbildungs- und Berufseinstiegsphase, lagen die Erwerbstätigenquoten von Frauen und Männer am dichtesten beieinander. In der Kernerwerbsphase zwischen 30 bis unter 60 Jahren betrug der Unterschied 8,3 Prozentpunkte (Männer: 89,6%; Frauen: 81,3%). Im Alter von 60 bis unter 65 Jahren waren schließlich nur noch 59,9% der Frauen erwerbstätig, bei den Männern waren es 67,5%. Gründe für diesen geschlechterspezifischen Unterschied auch im höheren Alter sind unter anderem die mit Erwerbstätigkeitsverzicht einhergehende, zumeist von Frauen übernommene Pflege von Angehörigen als auch frühere Verrentungen insbesondere bei älteren Partnerinnen oder Partnern. (Aus der Haushaltebefragung des Sozioökonomischen Panels (SOEP) geht für 2018 hervor, dass 11,2% der 60- bis unter 70-Jährigen Frauen in Deutschland zu Hause Angehörige pflegen, bei den gleichaltrigen Männern lag der Wert bei 7,6%. Siehe Fischer, Björn/Müller, Kai-Uwe: Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Pflege kann Zielkonflikt zwischen Renten- und Pflegepolitik lösen (=DIW Wochenbericht Nr. 46/2020), S. 855.)
Neben den Differenzen bei der Erwerbstätigkeit kommt hinzu, dass Frauen viel öfter in Teilzeit arbeiten als Männer. Stattdessen leisten sie den größten Teil der Sorgearbeit, also die Betreuung von Kindern und von älteren Angehörigen sowie die Hausarbeit. In Deutschland lag der so genannte Gender Care Gap (errechnet mit Daten des SOEP) im Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2020 bei Frauen und Männern zwischen 35 und unter 40 Jahren bei 106%. (Vgl. Schäper, Clara/Schrenker, Annekatrin/Wrohlich, Katharina: Gender Pay Gap und Gender Care Gap steigen bis zur Mitte des Lebens stark an (=DIW Wochenbericht Nr. 9/2023), S. 102) Abhängig beschäftigte Frauen verwenden demnach mehr als doppelt so viel Zeit auf unbezahlte Sorgearbeit wie abhängig beschäftigte Männer.
Definition des Indikators: Die Erwerbstätigenquote ist der Anteil der Erwerbstätigen im Erwerbsalter (hier 15 bis unter 65 Jahre) an der Bevölkerung derselben Altersgruppe, die im Berichtszeitraum wenigstens eine Stunde in der Woche für Lohn oder sonstiges Entgelt irgendeiner beruflichen Tätigkeit nachgehen beziehungsweise in einem Arbeitsverhältnis stehen (auch mithelfende Familienangehörige sowie Soldatinnen und Soldaten), selbstständig ein Gewerbe oder eine Landwirtschaft betreiben oder einen Freien Beruf ausüben. Quelle: Mikrozensus.
Methodische Hinweise: Die Zahl der Erwerbstätigen bezieht sich auf Personen in Privathaushalten am Hauptwohnsitz.
Weiterführende Informationen:www.statistik.niedersachsen.de > Themen > Haushalte und Familien, Mikrozensus > Haushalte und Familien – Mikrozensus in Niedersachsen
Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, HSBN 2023